Chancenwucher beim Härtetest

Geschrieben am 11.11.2024 von Bernd Rosen

Zwei knappe Niederlagen für SFK in der Oberliga

Was ärgert den Fußballfan mehr: Wenn sein Team schon zur Halbzeit mit 4:0 hinten liegt und am Ende z.B. 7:1 verliert, oder wenn seine Mannschaft drückend überlegen war, ein paar Mal Aluminium getroffen hat und am Ende mit 0:1 verliert? Im Zweifelsfall nimmt man da wohl eher die zweite Variante, und so wollen auch wir doch das Positive an den beiden knappen Niederlagen sehen, die SFK 1 an diesem Wochenende in Erkenschwick kassierte. Gegen Bochum 02 und die Gastgeber aus Erkenschwick waren wir auf dem Papier krasser Außenseiter, verloren beide Kämpfe aber mit 3,5:4,5. Während gegen Bochum nur ein einziger eigener Treffer durch Jan Dette gelang, blieben gegen Erkenschwick mit Bosko Tomic, Noel Gallas und Thomas Wessendorf gleich drei Katernberger siegreich.

SFK - Bochum 02

Bochum 02 wurde in der Vorsaison Meister, ohne einen Punkt abzugeben. 5 Spieler:innen tragen den IM-Titel, die Mannschaft ist bis runter zu Brett 8 sehr stark besetzt. Da wir auf unsere Großmeister, Bosko Tomic und zudem den erkrankten Martin Grünter verzichten mussten, hatten wir an allen Brettern deutliche ELO-Nachteile, die sich an den Brettern jedoch kaum bemerkbar machten. Nur Thomas Wessendorf wurde durch den früheren Katernberger Achim Illner überspielt und blieb chancenlos. Das machte Ersatzspieler Jan Dette wett, der gegen die Interntionale Meisterin Zozulia sehenswert gewann:

Diagramm

Es folgte 25.Txf7! Tf7 26.Txf7! und Schwarz gab auf, ohne sich 26...Dxf7 27.Lc4 zeigen zu lassen.

Leider blieb das der einzige Sieg. Die beste Chance vergab Mykola am Spitzenbrett, der eine grandiose Partie mit einem tollen Figurenopfer krönte, danach aber nur den zweitstärksten Zug fand, der Schwarz noch eine hartnäckige Verteidigung ermöglichte. Unser zweiter Ersatzspieler Martin Villwock verlor in guter Stellung ebenso den Faden wie Ihr Berichterstatter:

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Obwohl ich nicht die beste Abwicklung gefunden hatte, stehe ich klar besser: Ich habe einen Bauern gewonnen, und die schwarzen Läufer spielen im Moment nicht mit. Richtig wäre es nun gewesen, den e-Bauern nach e6 zu spielen, wonach Schwarz wirklich schlecht stehe. Diese Möglichkeit hatte ich auch gesehen, dachte aber, die Besetzung der d-Linie sei noch stärker. Nach 23.Tfd1? Lb7 24.Lg2 Dc5 25.Df2 Tcd7 hatte Schwarz seine Figuren wieder gut koordiniert, und die d-Linie bringt nichts ein: 26.Td7 Txd7 27.Txd7 Dxf2 28.Kxf2 Lc6! 29.Td2 Lxe4 30.Sd4! mit völliger Verflachung der Stellung und folgerichtig Remis.

Noel hielt eine eher etwas schlechtere Position, und Lukas verbrauchte extrem viel Zeit, um nach einem Bauerngewinn in der Eröffnung einige einzige Züge zu finden. Als er erstmals den Druck halbwegs abgeschüttelt hatte, waren erst 16 Züge gespielt und er hatte kaum noch 10 Minuten auf der Uhr. Das bewog ihn, der Großmeisterin Anna Zatonskih Remis anzubieten, was diese sofort akzeptierte, weil sie ähnlich viel Zeit verbraucht hatte, um einen Ausheber zu finden, den es laut Engine aber nie gab.

SFK - Erkenschwick

Im Sonntagsspiel gegen Erkenschwick war zwar Bosko wieder dabei, aber dennoch waren die Gastgeber mit drei Großmeistern, drei IM und zwei FM haushoch favorisiert. Wir hielten aber sehr gut dagegen: Bosko überrollte seinen Gegner am Königsflügel, Noel verteidigte sich gegen Großmeister Harmen Jonkman nach einem Qualitätsgewinn sehr umsichtig und gewann schließlich im Endspiel, und Thomas kam nach einer schwierigen Partie in der Zeitnotphase wie folgt zum Punkt:

Diagramm

Anstatt auf h2 zu schlagen, was zu einem eher unklaren Kampf mit zwei Türmen gegen die Dame führen würde, folgte 41...Th3!, wonach die weiße Dame h2 im Stich lassen muss. Kopfschüttelnd gab Kai Spriestersbach auf - übrigens der einzige Erkenschwicker ohne niederländischen Pass!

Lukas wählte zu meiner Freude den Max-Lange-Angriff, Bestandteil des ersten Eröffnungsrepertoires, das ich vor bald 20 Jahren für unsere Nachwuchsspieler ausgearbeitet hatte. Leider fand er wohl zwei Mal nicht das Beste und kam gegen GM De Vreught "nur" zum Remis.

Leider gingen auch vier Partien verloren: Willy Rosen landete nach zäher Verteidigung in einem komplizierten Turmendspiel, das er nicht halten konnte. Timo überspielte IM Robert Ris in der Eröffnung, erlaubte mit einem Fehlzug aber starkes Gegenspiel und verlor danach klar. Ich selbst gewann erneut einen Bauern nach gut gespielter Eröffnung und verlor wieder den Faden. Einen starken Angriff überstand ich sogar mit Mehrqualität, konnte das Endspiel aber dennoch nicht halten, weil mein Turm nicht zu aktivieren war. Am Ende verdarb Mykola ein remisliches Turmendspiel in Zeitnot zum Verlust, so dass erneut eine bittere 3,5:4,5 Niederlage stand.

Informationen zur Liga gibt es im Ergebnisportal des DSB. Für uns geht es weiter mit den Partien gegen Aachen und Köln am 07. und 08. Dezember. Hier noch die besprochenen Partien zum Nachspielen:

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Nichts ist schwieriger im Schach, als von zwei anscheinend gleich guten Zügen den stärkeren, der häufig der einzig richtige ist, herauszufinden.

Dr. Siegbert Tarrasch

Aus der Schachwelt