Drama mit Happy End

Geschrieben am 01.10.2018 von Bernd Rosen

U16 qualifiziert sich für NRW

Die Griechen können auf eine lange Tradition beim Komponieren dramatischer Theaterstücke zurück blicken, und noch heute schreibt Caissa die spannendsten Stoffe. Wie macht sie das? Nun - zunächst einmal nimmt sie eine schicksalhafte Ausgangslage: Mit Bochum, Dortmund Brackel und Katernberg reisen drei Vereine zur Ruhrgebietsmeisterschaft U16, die sich deutlich vom Rest des Feldes abheben, aber nur zwei von ihnen dürfen anschließend in der NRW-Jugendliga um die Qualifikation für die Deutsche Vereinsmeisterschaft spielen. Dann spinnt Caissa feinsinnig ihre Netze, in denen sich die Protagonisten verstricken werden. Zum Beispiel mit dem scheinbar nebensächlichen Detail, das Turnier nicht in Bochum, sondern in Dortmund stattfinden zu lassen. Dem Katernberger Schlachtenlenker Bernd fällt es beim Blick in die Ausschreibung noch rechtzeitig auf, ausgerechnet die Dortmunder Recken fehlen beim Zählappell, weil sie dem langjährigen Trott folgend nach Bochum gefahren sind.

An einem anderen klebrigen Faden verheddert sich Bochum: Der an Brett 1 gemeldete Robert Prieb ist nicht vor Ort, und der als Ersatz vorgesehene Vincent Klugstedt darf nicht spielen, weil die Schachjugend Ruhrgebiet die Gastspielerregelung der Schachjugend NRW blöd findet und diese für ihren Bereich daher nicht anerkennt. Tja - das kennen wir ebenfalls schon aus der Antike: Wenn die Götter in Streit geraten, hagelt es Blitz und Donner, und wir Sterblichen können nur in Deckung gehen, um nicht vom Blitzstrahl der Verbannung getroffen zu werden. Und natürlich werden den stärksten Helden die schwierigsten Aufgaben gestellt: Der amtierende NRW-Meister Bochum darf nur zu Dritt antreten (Vincent Klugstedt spielt außer Konkurrenz am 1. Brett), der amtierende NRW-Vizemeister Brackel ist noch gar nicht auf der Bühne erschienen, als sich der Vorhang zum 1. Akt hebt:

1. Runde
Die Katernberger Mannschaft, bestehend aus Jonas, Noel, Luca und Lasse, trifft im Lokalduell auf Essen Werden und gewinnt mit 4:0. Die Bochumer Recken (2 x Biermann plus Christian Gluma) fertigen Rochade Eving mit 3:1 ab. Dann ein erster dramatischer Höhepunkt: Brackel trifft auf dem Schlachtfeld ein. Mit nur wenigen Minuten auf der Uhr nehmen sie den aussichtslos scheinenden Kampf auf, aber nur Denis Skabs schafft in der Kürze der Zeit einen Sieg. Auftritt des Turnierleiters: In der Eile haben sich die Brackeler in der falschen Reihenfolge an die Bretter gesetzt - Wertung des Kampfes: 4:0 für Unser Fritz!

2. Runde
Alle drei Favoriten gewinnen: Bochum mit 3:1 gegen Unser Fritz, Brackel ebenfalls mit 3:1 gegen Werden, und Katernberg gar mit 4:0 gegen Rochade Eving.

3. Runde
Die Katharsis: Bochum schlägt auch Werden mit 3:1, Katernberg trifft auf Brackel. Jonas unterliegt Raphael Kracht, Noel spielt Remis gegen Dennis Skabs, und Lasse besiegt Nicole Garbuz! Beim Stand von 1,5:1,5 steuert Katernberg auf den sicheren Sieg zu, denn Luca spielt mit 5 Minuten auf der Uhr gegen Daniel Schneider, dem nur noch Sekunden verbleiben. Aber dann das: Luca macht einen unmöglichen Zug und verliert die Partie! Mit dem 2,5:1,5 Sieg ist Brackel wieder im Rennen! Oh Ihr unerforschlichen Götter!

4. Runde
Katernberg zeigt sich von dem Schrecken gut erholt und knöpft dem übermächtig scheinenden Bochumer Trio einen Mannschaftspunkt ab. Jonas gewinnt am ersten Brett kampflos, besiegt den starken Vincent Klugstedt aber auch in der "Spaß-Partie". Noel und Luca unterliegen den Biermann-Brüdern, aber Luca räumt auch den starken Christian Gluma aus dem Weg. Brackel gewinnt 4:0 gegen Rochade Ewing.

5. Runde
Auch der Kampf zwischen Bochum und Brackel endet 2:2. Katernberg besiegt Unser Fritz mit 3:1 - was wird der Spielleiter verkünden?

Team SFK

Abschlusstabelle nach 5 Runden

Rang Verein TWZ MP BP
1 SG Bochum 31 1891 8:2 13
2 SF Katernberg 1668 7:3 14,5
3 SF Brackel 30 1751 7:3 11,5
4 SF Werden 1413 4:6 9,5
5 SV Unser Fritz 1229 4:6 9,0
6 SV Rochade Eving 896 0:10 2,5

Am Ende treten die Protagonisten den Heimweg mit höchst gemischten Gefühlen an: Bochum und Katernberg werden den Verlauf angesichts des glücklichen Ausgangs eher als Komödie begreifen, Brackel hat an diesem Tag eher eine Tragödie erlebt. Doch wer war jetzt der Held, ohne den das antike Drama nicht denkbar ist? Diese Antwort fällt zumindest aus Katernberger Sicht leicht, wenn man einen Blick auf die Einzelergebnisse wirft:

Einzelergebnisse SFK

Brett Spieler Punkte
1 Jonas Jahrke 3:2
2 Noel Gallas 3½:1½
3 Luca Zamhöfer 3:2
4 Lasse Struck 5:0

Lasse zeigte bei diesem Turnier, dass er die Auszeichnung als "Newcomer des Jahres" beim SFK - Sommerfest nicht von ungefähr erhalten hat: Mit fünf Siegen in fünf Partien war er an diesem Tag der große Rückhalt im Team, wobei vor allem die Punkte gegen Brackel und Bochum besonders wertvoll sind angesichts der starken Gegnerschaft.

Da die beiden Jugendtrainer Bernd und Volker verhindert waren, übernahm Lukas Schimnatkowski die Mannschaftsführung. Unter seiner Anleitung haben übrigens Noel und Luca die ersten Fortschritte am Schachbrett erzielt. Nimmt man den Umstand hinzu, dass Lasse in der Schach-AG von Patrick Imcke entdeckt wurde, kann man bei dem aktuellen U16-Team fast schon von der Enkelgeneration sprechen, die da am Brett gesessen hat!

Das Abschlussfoto gebührt jedoch eindeutig Lasse. Die Aufnahme zeigt ihn während der Ehrung beim Sommerfest:

Lasse Struck und Bernd Rosen

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