DVM in Kelheim: Vierter Platz für unsere U14

Geschrieben am 31.12.2022 von Bernd Rosen

Bericht von der DVM U14 in Kelheim

Wer auf das Foto von der Siegerehrung blickt, der wird unschwer die Enttäuschung auf den Gesichtern unserer U14 - Spieler erkennen: Zu knapp waren sie am Ende eines tollen Turniers an einer Medaille vorbeigeschrammt: Punktgleich mit Baden-Baden und Kiel verwies die Feinwertung sie auf den undankbaren vierten Platz. Sie werden wohl noch etwas Zeit benötigen, bis sie mit dem berechtigten Stolz auf ihre Leistung zurückblicken können...

Wie es zu diesem Endstand kam und was rund um das Schachbrett sonst noch passierte, davon soll im folgenden Bericht die Rede sein. Übrigens finden Sie auf der Turnierseite der Deutschen Schachjugend alle Ergebnisse und die Partien zum Nachspielen.

Nach einer vergleichsweise entspannten Anreise am 2. Weihnachtstag stelle ich zu meiner Überraschung fest, dass entgegen allen bisherigen Deutschen Vereinsmeisterschaften, an denen ich beteiligt war, das Abendessen am Anreisetag diesmal nicht im Tagessatz enthalten ist. Kein Problem - in einem italienischen Restaurant stimmen wir uns auf das Turnier ein. Nach einer kurzen Mannschaftsleiterbesprechung, die - ebenfalls ein Novum - um 20 Uhr angesetzt ist und tatsächlich um 20 Uhr startet, stent schnell die Auslosung der 1. Runde fest. Wir sind an Rang 3 gesetzt und müssen erst mal gegen Offenbach ran.

1. Runde: SFK - Offenbach 3,5:0,5

Ratingzahlen sind immer mit Vorsicht zu genießen - für Jugendspieler gitl dies erst recht. In der Vergangenheit haben wir aus der Rolle des Außenseites heraus so manchem vermeintlich haushohen Favoriten das Leben schwer gemacht, diesmal ist ein Sieg quasi Pflicht. Am Ende steht auch tatsächlich ein klarer 3,5:0,5 - Sieg: Mykola reist die weiße Königsstellung auf und siegt im Mattangriff. Daniel geht aus taktischen Verwicklungen mit einer Mehrfigur heraus. Nils gewinnt einen Bauern und akzeptiert in unklarer Stellung ein Remisangebot, nachdem sein Gegner eine Qualität gewinnt. Collins Partie kippt schon frühzeitig:

Diagramm

Collin hat seinen Botwinnik-Aufbau zu unbekümmert angelegt und kann die Stellung nur noch notdürftig zusammenhalten. Weiß erspäht nun eine verführerische Kombination, die die schwarze Schwäche auf den weißen Feldern ausnutzt: 14.Sxd6? Der schwarze Turm ist offensichtlich überlastet, aber Collin erweist sich als guter Rechner: 14...Txd6! 15.Sf7+ Dxf7! 16.Sxf7 Le6 Dumm gelaufen: Die weiße Dame geht ebenfalls verloren, und unterm Strich bleibt Schwarz mit einer Mehrfigur.

2. Runde: Plettenberg - SFK 2:2

Plettenberg erweist sich einmal mehr als Angstgegner. Mykola verpasst zwar einen einfachen taktischen Schlag, gewinnt dafür dann in einem Turmendspiel. Lukas erreicht aus der Eröffnung heraus eine angenehme Stellung, in der sein Gegner zu einem Figurenopfer auf h6 greift. Den Angriff wehrt Lukas souverän ab und gewinnt im Endspiel. Collin erleidet mit seinem Grandprix-Angriff Schiffbruch und geht an seiner passiven Stellung zugrunde. Nils trifft in komplizierter Stellung eine verhängnisvolle Fehlentscheidung:

Dagramm

Zunächst hat Nils mit einem Scheinopfer auf h2 einen Bauern gewonnen. Anschließend muss er sich nach La3 von der Qualität trennen. Nun steht er vor der Wahl, den Springer oder den Läufer zu schlagen. Der Partiezug 17...Kxf8? ist definitiv keine gute Idee. 17...Sxf8 wäre natürlicher und besser gewesen, am logischsten erscheint mir jedoch 17...Dx4!. Schließlich sind die weißen Felder im weißen Lager sehr schwach, und bei deren Verteidigung ist der schwarzfeldrige Läufer nutzlos... Sein Gegner nutzt diesen Fehler gnadenlos aus: Zunächst blockiert der Gaul die große Diagonale, nach dem schwächenden ...f7-f5 krönt der mit dem Opferzug Sf6+ den weißen Gegenangriff.

Am Ende steht also ein 2:2. Allerdings haben auch die anderen Favoriten schon Federn gelassen, und das Unentschieden sollte zu verschmerzen sein.

Während des Kampfes nutzt der nicht-kämpfende Teil unserer Truppe die Zeit, um die Umgebung bei strahlendem Sonnenschein einer ersten Inspektion zu unterziehen. Daniel und Jan zieht es hoch zur Befreiungshalle, die weithin sichtbar über Kelheim thront:

Befreiungshalle Kelheim

Jan und Daniel

Die Befreiungshalle wurde übrigens anlässlich des Sieges über Napoleon in den "Befreiungskriegen" zu Beginn des 19. Jahrhunderts errichtet.

Mich zog es in Richtung Donaudurchbruch, wo sich die Donau zwischen den Kreidefelsen des Jura durchgegraben hat. Sehendwert ist auch ein im 16. Jahrhundert in den Felsen gebautes Kloster, das heute als Gaststätte "Klösterl" genutzt wird.

Weltenburer Enge

Klösterl

3. Runde: SFK - Staßfurt 2:2

Staßfurt ist in der Tabelle vor uns an 2 gesetzt - eine wegweisende Begegnung also. Mykola landet diesmal schnell in einer Stellug mit ungleichfarbigen Läufern, in der sein Gegner das Remis durch Zugwiederholung erzwingt. Daniel versucht in einem Abtausch-Franzosen mit heterogenen Rochaden Leben in die Bude zu kriegen und öffnet auch als erster den Weg zum gegnerischen König. Leider werden dabei zu viele Figuren getauscht, so dass die Punkteteilung die logische Konsequenz ist. Lukas steht nahe am Gewinn, muss aber dann seiner geringen Erfahrung Tribut zollen:

Diagramm

Anstatt mit 16.Dh6 oder 16.Df2 die Damen auf dem Brett zu lassen, was Schwarz wegen der Löcher auf h6 und f6 bei fehlendem Fianchettoläufer große Kopfschmerzen bereiten würde, sichert er mit 16.Dxd8? Taxd8 17.Lxd5? den Mehrbauern und stellt wenig später nach dem Tausch aller Türme fest, dass das Endspiel nur Remis ist.

Nils spielt eine fantastische Positionspartie. Er verwirklicht seine Grundidee, den schwarzen Königsläufer aus dem Spiel zu halten, in musterhafter Weise. Nur am Ende gerät er in Panik und wickelt in ein ausgeglichenes anstatt in ein gewonnenes Endspiel ab. So ist erneut ein Mannschaftspunkt futsch...

4. Runde: Hamburger SK - SFK 1:3

Collin und Daniel geraten schnell in schwierige Stellungen. Daniel trifft auf einen Ukrainer, der die Eröffnung besser kennt und die Partie komplett überlegen führt. Der positionelle Druck führt zu einem Turmendspiel mit zwei Mehrbauern, ohne dass schwarze Kompensation in Form von Turm- oder Königsaktivität auch nur im Ansatz erkennbar wäre. Dabei verbraucht er noch nicht mal Bedenkzeit, sondern spielt praktisch ausschließlich mit dem Inkrement. Collin laboriert nach einem verfehlten Abtausch an einem unheilbar schwachen Damenflügel und muss bald nicht nur Material spucken - seine verbliebenen Figuren können kaum noch ziehen.

Dafür sieht es vorne sehr gut aus: Mykolas Gegner entscheidet sich zu seinem Unglück für die lange Rochade - dort entwickelt sich der weiße Angriff fast von alleine, und die schwarze Königsstellung wird von Mykola nach allen Regeln der Kunst zerlegt. Nils gewinnt durch ein Scheinopfer zwei Bauern und steht nach einem aus purer Verzweiflung geborenen Figurenopfer seines Gegners klar auf Gewinn. Doch bei knapper Bedenkzeit findet er nicht immer die besten Verteidigungszüge, gerät schließlich in Panik und gibt ein Dauerschach, obwohl die Stellung objektiv noch immer gewonnen ist. Zu diesem Zeitpunkt sieht alles nach einer Niederlage aus.

Ich sitze bereits im Hotelzimmer und bearbeite die von Jan Lüersen geschossenen Fotos für unsere Hompage, als erst Daniel an die Tür klopft und sich kaum noch beruhigen kann vor lauter Lachen. Denn dem Schnellspieler auf Hamburger Seite ist am Ende noch ein verhängnisvoller Fehler unterlaufen:

Diagramm

Anstatt des einfachen 55.f4 (möglich war auch das subtile 55.Kg3) entscheidet er sich für 55.Kg4? und muss feststellen, dass er sich nach 55...Ke5 im Zugzwang befindet: 56.Kg3 f5! und das Bauernendspiel ist nicht mehr zu gewinnen.

Kurz darauf meldet Collin sogar einen ganzen Punkt. Sein Gegner hat sich bei Fesselspielen plötzlich selbst verheddert:

Diagramm

Collin hat gerade mit 31.a4 eine letzte Falle gestellt. Und tatsächlich folgt siegessicher 31...Tcb4?? (doppelt gefesselt hält besser!). Natürlich lässt sich Collin 32.La3! nicht entgehen. Der enttäuschte Gegner spielt noch bis zum Matt weiter, aber es ändert nichts am Ergebnis: Collin holt den Punkt, und wir haben 3:1 gewonnen! Was soll man dazu sagen? Fortuna hat ihr Füllhorn über uns ausgeschüttet? Caissa war uns wohlgesonnen? Wir sind Ruhris, also heißt es: Da hatten wir den Papst in der Tasche!

Ich schaue mir heute die Altstadt von Kelheim an. Dass wir hier in Bayern sind, kann man schon daran erkennen, dass die Kneipe hier größer ist als die Kirche (okay, es handelt sich um das Brauhaus der Schneider - Brauerei).

Kirche

Die Stadttore sind in Form von Türmen gestaltet. Die Turmuhr bei unserem Hotel war uns bereits am Abend der Anreise aufgefallen: Sie zeigt nämlich konstant 35 Minuten Verspätung an. Warum, das hat sich mir nicht erschlossen. Auf der Rückfahrt haben Daniel und ich immerhin eine Theorie entwickelt, und die geht so: Die Kelheimer wurden einmal von Feinden belagert. Als die im Morgengrauen angreifen und die Kelheimer im Schlaf überraschen wolletn, hatten diese längst ihre Verteidigungspositionen eingenommen, denn sie hatten die Uhr listig verstellt. Und zur Erinnerung an diesen erfolgreichen Schachzug (!) zeigt die Uhr bis auf den heutigen Tag die falsche Zeit an... Nun ja - plausibel klingt es, aber wir sind Schachspieler und keine Historiker, daher: Ohne Gewähr!

5. Runde: SFK - Baden Baden 1,5:2,5

Am Morgen des dritten Tages sind wir also wieder voll im Geschäft: Die Konkurrenz liegt maximal einen Punkt voraus, und wir können aus eigener Kraft sogar noch Meister werden. Mit Baden Baden muss zuvor jedoch ein harter Brocken aus dem Weg geräumt werden. Die haben zwei sehr starke vordere Bretter, hinten sind wir leicht favorisiert. Zudem ist zu berücksichtigen, dass die Mannschaft mit Großmeister Philipp Schlosser einen sehr starken Trainer dabei hat.

Tatsächlich entwickelt Lukas eine schöne Initiative am Königsflügel und fängt dort die schwarze Dame. Collin misshandelt die Eröffnung, kommt mit Glück iuns Spiel zurück, fasst dann den nächsten falschen Plan und kann nur mit großem Erfindungsgeist und einer Portion Glück ein ausgeglichenes Endspiel erreichen, das wegen der ungkleichfarbigen Läufer aber keine Gewinnchancen bietet. Mykola wird diesmal in der Eröffnung erwischt, landet in einer sehr passiven Stellung und kann trotz aller Gegenwehr die Schwächen nicht halten. Nils hat den Gegner mit 1.c4 auf für beide Seiten unbekanntes Terrain gelockt, um nicht ebenfalls in eine vorbereitete Variante zu laufen. Zunächst spielt er zielstrebig am Königsflügel. Die kritische Position entstehet nach dem 17. Zug von Schwarz:

Diagramm

Anstatt hier mit dem brutalen 18.f6 gxf6 19.Sg4 oder noch stärker mit 18.Sg4 exf5 19.Se3 weiter nach vorne zu spielen, will Nils zunächst noch den Te1 in den Angriff einbeziehen. Das führt zu dem Zug 18.Lf1. In der Zwischenzeit bringt Schwarz seinen Turm auf die c-Linie, bringt den Le7 zur Verteidigung nach g5 und h6 und beantwortet das spätere Dg4 mit Dd3. Am Ende wird dem Weißen der unentwickelte Damenflügel zum Verhängnis. Schade - allerdings hat Schwarz seine Chance auch energisch und mit starkem Spiel genutzt.

6. Runde: Stuttgart-Wolfbusch - SFK 1:3

Nach dieser bitteren Niederlage bleibt nur eine knappe Stunde bis zur nächsten Runde. Mit Stuttgart-Wolfbusch erwartet uns ein vermeintlich leichterer Gegner. Aber wie die Mannschaft den Rückschlag wegstecken wird, das ist meine bange Frage. Nun - die Moral ist intakt geblieben, ein klarer Sieg zeichnet sich schon frühzeitig ab:

Lukas macht ein schnelles Remis durch Zugwiederholung - ihm ist übel, und er uss sich auf der Toilette sogar übergeben. Er macht das Essen dafür verantwortlich. Mykola gewinnt in dem für ihn typischen Stil:

Diagramm

Die Stellung ist ungefähr ausgeglichen, aber alles andere als einfach zu spielen. Ob der Läufer hier den Springer dominiert oder umgekehrt, ist nicht sofort klar. Der Rückraum ist bei beiden Seiten ziemlich offen, die drei verbliebenen Figuren müssen optimal zusammenarbeiten, um Angriff und Verteidigung zu kombinieren. Das kriegt Mykola einfach besser hin: 28....a5? Besser war 28...a6. Dann kann Schwartz auf 29.Tb1 sowohl mit Sc5 antworten als auch mit Dh5. 29.Tb1! Viel stärker als 29.Lxa5 De6 30.Le1 h6! 31.Da8+ Kh7 32.Dxb7 Td3, wonach Schwarz ausreichendes Gegenspiel erhält. 29...Sc5? Und hier war 29...Dh5 schon Pflicht. Jetzt ist Schwarz verloren: 30.Dxa5! De6 31.Da8+ Kf7 Schwarz hat es nicht geschafft, seinem König rechtzeitig das sichere Feld h7 freizumachen. Nach 32.Lb4 b5 33.Tc1 wird er schnell mattgesetzt.

Nils wird schon im ersten Zug von 1.e4 überrascht - wir haben 1.d4 erwartet. Offensichtlich hat sein Gegner gegen seinen Najdorf-Sizilianer etwas vorbereitet. Nun - der Schuss geht nach hinten los. Nils ist der Stellungstyp deutlich besser vertraut. Sein Angriff am Damenflügel kommt viel schneller, und er fährt endlich einen überzeugenden Sieg ein.

Daniel hat sich in einem eigentlich besseren Endspiel in eine Zugzwangsituation manövrieren lassen, aus der es scheinbar kein Entkommen gibt. Er findet aber einen studienhaften Ausweg:

Diagramm

53.f3! Lb6 Nach 53...Lxg1? spielt Weiß natürlich nicht 54.Kxg1 gxf3-+, sondern 54.fxg4!. Dann gewinnt Weiß sowohl nach 54...fxg4 55.Kxg1 als auch nach 54...Le3 55.gxh5. 54.a4! Lc7 55.fxg4 fxg4 56.h3! Lb6 57.hxg4 hxg4 58.Sf3! gxf3 59.Kxf3 und Remis - Schwarz kann nicht verhindern, dass auch sein letzter Bauer abgetauscht wird.

Ich nutze den Tag für einen Ausflug in das nahe gelegene Essing, das malerisch an der Altmühl liegt. Genauer gesagt an dem Gewässer, das in den 80er Jahren zum Rhein-Main-Donau Kanal ausgebaut wurde, was damals von Umweltschützern heftig kritisiert wurde. Ich erinnere mich an eine Folge des legendären Scheibenwischers mit Dieter Hildebrandt, Gerhard Polt und Gisela Schneeberger, die zu empörten Reaktionen der bayerischen Landesregierung unter Franz-Josef Strauß führte. (Beitrag ansehen) Heute kann man vermutlich besser beurteilen, ob der wirttschaftliche Nutzen den Eingriff in die Natur gerechtfertigt aht - ich habe an dem Tag immerhin einen (!) Lastkahn auf der Altmühl entdeckt.

Sehenswert in Essing sind vor allem die Burgruine Randeck hoch über dem Tal und die Holzbrücke "Tatzlwurm":

Burg Randeck

Holzbrücke Tatzlwurm

7. Runde: SFK - Dresden 2,5:1,5

Durch den gestrigen Sieg keimt bei unserer Delegation das zarte Pflänzchen "Hoffnung" wieder. Außer Co-Trainer und Live-Blogger Jan Lüersen zählt dazu auch Daniel Goldkuhle. Familie Goldkuhle wollte eigentlich in Regensburg Urlaub machen, aber nach dem ersten Tag wurde Daniel von seiner Ehefrau in den Turniersaal beordert - Urlaub mit einem Partner, der nur auf die Liveübertragung starrt, macht nicht wirklich Spaß. Da ist es doch einfacher, wenn er auch körperlich im Turniersaal anwesend ist...

Falls es mit der angestrebten Medaille noch etwas werden soll, muss unbedingt die Mannschaft aus Dresden besiegt werden, die etwa gleichwertig aufgestellt ist (Platz 7 der Startrangliste). Dieses Vorhaben gelingt vor allem dank unserer beiden glänzend aufgelegten Spitzenbretter: Mykola gewinnt erneut und schraubt seinen Score damit auf unglaubliche 5,5 Punkte. Und bei Nils ist der Knoten endlich geplatzt. Mit 1.c4 umgeht er erneut die gegnerische Vorbereitung. Sein Gegner erlaubt ihm die Bildung eines starken Zentrums, allein der Angriff auf dieses Zentrum ist nicht sinnvoll möglich. Nils steht nach wenigen Zügen überlegen, schnürt den Gegner immer weiter ein und beendet die Partie mit einem Mattangriff:

Diagramm

Nach 21.Sb6+ Kb9 22.Lxc7+ hat das schwarze Leiden ein Ende: 22...Dxc7 23.Da8# lässt er sich nicht mehr zeigen.

Den fehlenden halben Punkt steuert Collin bei, dessen Remisangebit überraschend akzeptiert wird. Dass in der Schlussstellung Weiß noch immer die deutlich besseren Aussichten hat, ist offensichtlich beiden Spielern nicht klar.

Dann folgt eine quälend lange Zeit des Wartens: Der SC Garching stand bereits nach der 6. Runde als Meister fest. Falls gegen Baden Baden ein Mannschaftspunkt geholt wird, sind wir Dritter. Die beiden Spitzenbretter von Baden Baden kämpfen zäh und geduldig um den Sieg, während die übriogen Partien längst beendet sind. An Brett 2 ist die Angelegenheit längst klar, hier verliert Garching. Am Ende hält auch das Bollwerk an Brett 1 dem Druck der gegnerischen Figuren nicht stand. Der folgende Angriff beschert Baden Baden die Silbermedaille und zerstört unsere Hoffnungen auf Platz 3:

Diagramm

Elias Wunderlich, das Spitzenbrett von Garching, hat in hoher Zeitnot seinen König von h1 nach f1 gebracht und darauf vertraut, dass seine Stellung auch nach dem Eindringen der schwarzen Dame hält. Das Turmopfer 48...Txg3! macht diese Hoffnungen jedoch zunichte. Nach 49.hxg3 Txg3 50.Te1 Txg1+ 51.Ke2 De4! 52.Le3 Txe1 ist Weiß verloren. 53.Dxe1 Dd3 führt zum Matt, und nach 53.Kxe1 Dxe3+ fehlt dem Weißen einiges Material.

Siegerehrung und Fazit

Siegerehrung

Die abschließende Siegerehrung wird vom Kelheimer Bürgermeister eingeleitet. Ich habe im Laufe der Jahre schión zahlreiche solcher Reden gehört. Die Aufgabe, als Nicht-Schachspieler etwas Sinnvolles zu unserem Sport zu sagen, wurde dabei auf die unterschiedlichsten Arten angegangen. Christian Schweiger bringt eine neue Note ins Spiel: Er berichtet von seiner Zeit als "Domspatz" (für Nicht-Bayern: Gemeint sind natürlich die Regensburger Domspatzen), wo es sowohl die Gruppe der Schachspieler als auch der Schafkopfer gab. Beides sei ihm zu hoch gewesen, vor allem die Schachspieler seien ja überwiegend Nerds...! Und das vor knapp 100 Schachspielern! Also, rauflustig sind sie schon, die Bayern! Fast möchte man erwidern, dass es bei Herrn Schweiger offensichtlich nicht zum Schachspieler, sondern nur zum Bürgermeister gereicht hat.

Nun ja - von den überwiegend bedröppelten Gesichtern unserer Jungs habe ich ja schon geschrieben. Ein Blick auf die Einzelergebnisse zeigt, dass natürlich mehr drin war:

Brett Spieler Pu Pa DWZ +/-
1 Mykola Korchynskyi 5,5 7 +27
2 Nils Berresheim 3,5 7 -16
3 Collin Goldkuhle 3 5 -9
4 Daniel Klaus 2,5 5 -16
5 Lukas Lüersen 3 4 +67

Überragender Spieler war natürlich unser Spitzenbrett Mykola. Der Junge ist erst 12! Nur wegen der schlechteren Feinwertung verpasste er den Preis für das beste Ergebnis am 1. Brett. Nils brachte seine zuletzt schlechte Form nach Kelheim mit, leider platzte der Knoten erst in den lettzten beiden Runden. Collin ist ebenfalls erst 12 - seine sonst so augeprägte Schwäche, hastig zu ziehen, hat er hier erfolgreich in den Griff bekommen. Daniel erwies sich als zäher Verteidiger. Lukas blieb ungeschlagen, er könnte sich manchmal noch mehr zutrauen. Sein hoher DWZ-Gewinn ist allerdings auch noch immer der sehr niedrigen Einstiegs-DWZ geschuldet.

Wenn alle Spieler das Turnier als Standortbestimmung nutzen und weiter ernsthaft an ihrem Schach arbeiten, dürfen wir im neuen Jahr auf unsere U16 gespannt sein!

Weitere Bilder finden Sie in der Fotogalerie zum Turnier.

Zurück