En Turnier der Extraklasse

Geschrieben am 27.10.2019 von Bernd Rosen

2. Essener Sparkassen U25-Open ein voller Erfolg

Und schon ist das Turnier wieder vorbei: Sieben teilweise dramatische Runden mit vielen interessanten und spannenden Partien liegen hinter uns. Wie immer gibt es Sieger und Verlierer, manche Erwartung wurde übertroffen, andere Hoffnungen haben sich als trügerisch erwiesen. Doch gewonnen haben wir alle: Ein harmonisches Turnier, bei dem die Rivalität ausschließlich auf dem Schachbrett ausgetragen wurde; ein hochklassiges Turnier, das viele Talente aus NRW und darüber hinaus anzog; und schließlich ein bis in die Schlussrunde hinein sportlich spannendes Turnier mit einem Finale, bei dem die Feinwertung über die Vergabe der Medaillen entschied. Mit dem Glück des Tüchtigen siegte Steven Baerwolf (SV Horst Emscher) vor den Lokalmatadoren Timo Küppers und Lukas Schimnatkowski. Pokale gingen n Melanie Müdder (SG Solingen - U25w), Noel Gallas (SFK - U18), Aik Arakelian (SFK - U16), Hussain Besou (Turm Lippstadt - U14) und Jona Bungarten (SF Brackel - U12).

Im Vorfeld gab es wie im Vorjahr die gleichen Fragen: Wollt Ihr nicht in den beiden Seminarräumen spielen? Das wäre doch viel praktischer! Nein - wir haben uns schließlich schon im letzten Jahr ganz bewusst das Ziel gesetzt, ein Jugendturnier mit ausgezeichneten Spielbedingungen auf die Beine zu stellen. Mit viel Platz für alle Teilnehmer, mit gutem Spielmaterial - und natürlich sollen auch in diesem Jahr die ersten Bretter wieder im schönsten Raum des Hauses spielen!

Turniersaal Ellipse

Organisatorisch gab es eine für mich wichtige Veränderung: Axel Cremerius mit frisch erworbener C-Trainer-Lizenz übernahm das Amt des Turnierleiters, so dass ich mich darauf beschränken konnte, am ersten und letzte Tag mit anzupacken und mich dazwischen auf kurze Stippvisiten im Turniersaal zu beschränken. Das Amt des Schiedsrichters übernahm wieder Franz Schulze Bisping (ohne Bindestrich!).

Bei den Teilnehmern gab es ebenfalls eine erfreuliche Entwicklung: Die Zahl des letzten Jahres konnten wir leicht übertreffen, und an der Spitze war der Wettbewerb deutlich stärker besetzt als im Vorjahr: Zwei FIDE-Meister im Feld, insgesamt 10 Teilnehmer mit einer TWZ von mindestens 2000 - das kann sich sehen lassen!

1. Runde
Von den vorangemeldeten Spielern erscheinen nur zwei nicht zur ersten Runde - alle Übrigen sind pünktlich oder melden zuverlässig ihre Anreiseprobleme, so dass wir mit knapp halbstündiger Verzögerung den Startschuss zur ersten Runde geben können. Die kuriose Paarung des Tages: Ausgerechnet Alicia und Anna-Daria Orlova müssen gegeneinander spielen. Dazu hätten sie nicht unbedingt nach Essen kommen müssen...! Vater Andrei Orlov nimmt's mit Fassung: Ich habe mir fast schon so etwas gedacht, als ich die Teilnehmerliste gesehen habe! Die Partie dauert angesichts von über 700 DWZ-Punkten Unterschied eerstaunlich langee - ist fast eine der längsten des ersten Tages, bei dem ja durchweg die obere gegen die untere Hälfte spielt. Die Favoriten setzen sich auch überall durch - nur Boldizsár Mann gelingt ein Sieg gegen Ilya Gutkin, der im letzten Jahr den 2. Platz belegt hatte. Ein schöner Erfolg für den frisch gebackenen Essener Jugendmeister!

2. Runde
Die Favoriten tun sich schon schwerer. Zu den überraschenden Ergebnissen zählt das Remis des 8jährigen Hussain Besou gegen Jan-Louis Wichtrup - immerhin den 5. der Setzliste!

3. Runde
Nun erwischt es auch den Turnierfavoriten Adrian Gschnitzer: Überlegene Spielführung hat ihm eine Mehr-Qualität beschert, doch dann startet er ein Damenmanöver, das Altmeister Willy Rosen gleich verdächtig vorkommt: Das Damenmanöver über c5 nach a5 kann doch wohl nicht gut sein! Tatsächlich kann Aik Arakelian die Abseitsstellung der Dame zu einem Angriff auf den weißen König nutzen, der immerhin in ein Dauerschach mündet. Beeindruckend finde ich, wie Hussain Besou mit einem überraschenden taktischen Schlag gegen Noel Gallas die Stellung so vereinfacht, dass der baldige Remisschluss unausweichlich ist.

4. Runde
Drei Spieler haben noch eine weiße Weste, aber keiner erreicht die 4 aus 4: Timo Küppers und Steven Baerwolf neutralisieren sich gegenseitig, wobei Timo wohl nach der Eröffnung klar besser steht und später lange leiden muss, ehe er in einem Turmendspiel trottz Minusbauer den Remishafen erreicht. Vorjahressieger Raphael Kracht landet gegen Jan Dette ebenfalls in einem remislichen Endspiel mit ungleichfarbigen Läufern. Lukas Schimnatkowski hat sich gegen Aik Arakelian innerlich schon auf ein remis durch Dauerschach eingestellt, als Aik eine Springergabel übersieht und eine Figur verliert.

5. Runde
Adrian Gschnitzer kommt auch gegen Steven Baerwolf nicht über ein Remis hinaus, während Timo Küppers gegen Raphael Kracht gewinnt. Das beschert ihm die alleinige Führung, da Lukas Schimnatkowski und Ilya Gutkin (der sich wieder nach oben gearbeitet hat) ebenfalls den Punkt teilen.

6. Runde
Erneut profitiert Lukas Schimnatkowski von einem Geschenk eines Vereinskameraden - diesmal ist es Jan Dette, der schon in der Eröffnung mit einem unbegreiflichen Springerzug die Partie praktisch einstellt. Timo Küppers und Adrian Gschnitzer remisieren in wenigen Zügen, auch Steven Baerwolf und Jan-Louis Wichtrup entscheiden sich schon nach 24 Zügen zur Zugwiederholung in allerdings sehr ausgeglichener Stellung. Damit gehen Lukas und Timo mit je 5 aus 6 als Führende in die

7. Runde
Wahrlich großmeisterlich agieren Lukas und Timo: Schließlich remisieren auch die Profis gern mal, um sicher im Preisgeld zu landen. Und so reichen auch die beiden Katernberger nach 11 Zügen die Hände zum Friedensschluss und schauen sich an, was die Konkurrenten so treiben. Da ist zunächst Adrian Gschnitzer, der mit einem Sieg zur Spitze aufschlieeßn könnte. Doch er wird in der Eröffnung von Ilya Gutkin böse erwischt, landet in einer schlechten Stellung und schließlich in einem unhaltbaren Endspiel. Damit schließt Ilya zur Spitze auf. Bleibt noch Steven Baerwolf, der gegen den Vorjahrssieger Raphael Kracht spielt. Nachdem sich dessen Initiative am Königsflügel verflüchtigt hat kann Steven nach einigen Abtäuschen eine angenehme Stellung erreichen und einen Bauern gewinnen. Vielleicht verpasst Raphael hier die Chance, seinen Isolani aufzulösen und ein schlechtes Turmendspiel mit Minusbauer zu erreichen. Statt dessen verliert er wenig später auch den Isolani und kann das Endspiel nur noch in die Länge ziehen. Dank seiner guten Buchholzwertung beschert dieser Punkt Steven auch den Turniersieg - angesichts seiner kämpferischen Einstellung ein verdienter Erfolg!

Ergebnisse und Tabellen gibt's auf der Übersichtsseite zum U25- Open.

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