Immer wieder Aachen!

Geschrieben am 18.01.2016 von Bernd Rosen

SFK verliert unglücklich gegen den Aachener SV

Ohne unseren Käpt'n Ulrich Geilmann mussten wir zum schweren Auswärtsspiel nach Aachen reisen - als sein Vertreter in der Mannschaftsführung fällt mir nun auch noch die Aufgabe zu, hier den Kampfverlauf zu erläutern. Was hätte Ulrich wohl geschrieben? Ob ihn unsere Niederlage in der Kaiserstadt zu der Schlagzeile "Der Kaiser ohne Kleider" verleitet hätte? Wohl kaum - das hätte ja besser zu einer Niederlage der Gastgeber gepasst. Egal - die Abschiedsworte von Hans-Hubert Sonntag "Immer wieder Aachen" passen bestimmt sehr gut: Zu Recht spielte er darauf an, dass wir in den letzten Jahren mit der Zweiten schon einige bittere Niederlagen gegen Aachen einstecken mussten und nun auch die Erste diese unselige Tradition fortsetzt,

Leider stand der Kampf schon im Vorfeld unter keinem guten Stern: Eine Mischung aus Wijk aan Zee und beruflichen Verpflichtungen unserer Amateure im Team schränkte die Auswahl ziemlich ein, am Ende musste auch noch Timothée Heinz absagen. Für ihn kam Patrick Imcke ausgerechnet an seinem 19. Geburtstag zum Einsatz. "Ist doch ein tolles Geburtstagsgeschenk, in der ersten Mannschaft spielen zu dürfen - groß gefeiert hätte ich ohnehin nicht!" nahm der die Herausforderung ohne zu zögern an.

In dieser Aufstellung waren wir nicht wie erwartet Favorit, sondern ein etwa gleichwertiger Gegner. In der oberen Hälfte besaßen unsere vier Großmeister klare bis leichte ELO-Vorteile, unten hatten insgesamt die Gastgeber die Nase bei den Ratingzahlen vorn.

Am Spitzenbrett kam erstmals Alexander Kovchan zum Einsatz, der sich erinnerte, schon einmal gegen Christian Seel gespielt zu haben: Im Jahre 2002 traten sie beide in der jeweiligen Jugendnationalmannschaft an. Auch bei mir wurden bei diesem Kampf einige Erinnerungen wach: 2001 zählte Christian Seel bei meiner ersten Deutschen Meisterschaft als Trainer zu meinen Schützlingen (er holte damals immerhin die Bronzemedaille in der U18), später spielte er einige Jahre für uns in der Bundesliga. Meinen eigenen Gegner Felix Klein habe ich sogar bei drei nationalen Titelkämpfen unterstützt. Inzwischen ist er mir in der ELO-Zahl um runde 50 Punkte enteilt... "Freu Dich doch, dass Du mit Deinen ehemaligen Schützlingen heute noch spielen kannst!" versuchte wiederum Hans-Hubert Sonntag diesem Umstand positive Seiten abzugewinnen.

Da ich während des Kampfes vollauf damit beschäftigt war, meine Partie nicht einzustellen, kann ich das Geschehen nicht mit der Geilmannschen Genauigkeit schildern, sondern muss mich auf eine Zusammenfassung im Telegrammstil beschränken:

  • Dr. Christian Scholz kann einem frühen Remisangebot nicht widerstehen: Die ersten Züge haben ihn zu viel Zeit gekostet, als dass er sich noch zugetraut hätte, mit voller Kraft auf Sieg zu spielen. ½ : ½
  • Alexander Kovchan baut gegen den inzwischen akademisch zum Dr. gereiften Christian Seel seinen Raumvorteil immer weiter aus, auch ein Verzweiflungsopfer seines bewegungsunfähigen Springers bringt Christian nicht die erhoffte Entlastung: 1½ : ½
  • Sebastian Siebrecht, der durch eine starke Erkältung gehandicapt ist, erhält ein Remisangebot seines schon recht gut stehenden Gegners: Mein Gegner stand schon sehr ordentlich bei dem Angebot, hatte aber wohl doch zuviel Respekt und das hatte ich auch gespürt, deswegen wollte ich unbedingt gewinnen. Eine mutige Entscheidung, die leider nicht belohnt wird, denn der Aachener findet in der Folge sehr starke Züge und verwandelt zum Ausgleich: 1½ : 1½
  • Sarah Hoolt hat in einem geschlossenen Sizilianer großen Zeitvorteil in der Eröffnung herausgeholt, findet aber kein Mittel um entscheidend durchzudringen: 2 : 2
  • Nazar Firman behandelt den Königsinder gewohnt couragiert und originell, verpasst aber im Mittelspiel die stärkste Fortsetzung und muss sich danach ebenfalls mit der Punkteteilung begnügen. 2½ : 2½
  • Ich selbst kann in dem erwarteten Franzosen Ausgleich halten, aber nicht mehr. Das optisch bessere Endspiel erweist sich für meinen Gegner trotz des guten Läufers als nicht gewinnbar, 3 : 3
  • Ilja Zaragatski und sein Gegner Thibaut Vandenbussche entwickeln eine ganz eigene Definition von Quadroschach: Es ist ein bederseitiges Doppelfianchetto zu bewundern. Ilja bringt dank seines Anzugsvorteils zwar einen Turm auf die 7. Reihe, aber der wird gerade rechtzeitig neutralisiert. 3½ : 3½
  • Die letzte Partie spielt ausgerechnet Geburstagskind Patrick Imcke. Nachdem er die erste Angriffswelle in der Eröffnung erfindungsreich abgeschlagen hat steht er eher besser, ruiniert in Zeitnot aber seine Stellung und kann den Laden nach der Zeitkontrolle nicht mehr zusammenhalten: 3½ : 4½

Fotos kann ich auch keine beisteuern, da ich mich diesmal ganz auf meine Partie konzentrieren wollte. Wie nötig das ist zeigt die folgende Momentaufnahme, in der ich mir wie zuletzt so oft beinahe noch selbst ein Bein gestellt hätte: 

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