Knappe Auftaktnierlage

Geschrieben am 02.11.2003 von Bernd Rosen

SFK startet mit einer Niederlage gegen Solingen in die Schachbundesliga

Im Auftaktspiel der Schach-Bundesliga 2003/04 in der proppenvollen Orangerie der GRUGA war SFK dem Favoriten aus der Klingenstadt lange Zeit ein gleichwertiger Gegner. GM Igor Glek, diesmal ohne Zeitnotprobleme, kam gegen GM Matthew Sadler ungefährdet zum Remis. Kurze Zeit darauf willigte auch GM Vladimir Chuchelov in das Remis ein. Der Belgier hatte gegen GM Christian Gabriel lange Zeit besser gestanden, konnte aber in Zeitnot den Ausgleich nicht verhindern.

Dem 17-jährigen ukrainischen GM Andrei Volokitin wurde bei seinem Debut am SFK-Spitzenbrett mit GM Rustam Kasimdzhanov der weitaus "dickste Brocken" vorgesetzt; immerhin ist der 23-jährige Uzbeke zur Zeit die Nr. 30 der Weltrangliste - Tendenz steigend! Nun - Volokitin gebricht es nicht an Mut. In einem Königsinder trieb er schon früh die Bauern, die doch eigentlich seinen König schützen sollten, nach vorn. Anschließend verteidigte er sich stundenlang umsichtig und lauerte auf die Konterchance. Seine Geduld wurde belohnt: Nach dem befreienden Vorstoß seines f-Bauern brannte er ein taktisches Feuerwerk ab, das in einem genialen Damen-Scheinopfer gipfelte. Als sich, nach dem erzwungenen Rückopfer der gegnerischen Dame, sein g-Bauer auf den Weg zum Umwandlungsfeld machte, gab sein Gegner den Widerstand auf und gratulierte - unter ungewohnt stürmischem Beifall des begeisterten Publikums - zum Sieg. Eine Galavorstellung des jüngsten Spitzenspielers der Bundesliga auf dem Weg zum Weltstar!

Leider hatte SFK mit diesem Sieg das Pulver verschossen. Der spanische GM Alfonso Romero Holmes riskierte bei seinem Debut für SFK gegen IM Alexander Naumann ein gewagtes Spiel mit hängenden Bauern und hatte am Ende zu wenig "Holz", um den Konter seines Gegners parieren zu können. IM Martin Senff hatte nach Damentausch einen schwachen Zentrumsbauern und verlor nach Attacken am Damenflügel durch eine "kleine" Kombination seines Gegners IM Michael Hoffmann.

Georgios SouleidisIM Georgios Souleidis war der Pechvogel des SFK-Teams. Nach hervorragendem Spiel wollte der im Ruhrgebiet lebende Grieche in Zeitnot Zeit sparen und wiederholte die Züge versehentlich einmal zuviel, was sein Gegner, dessen Stellung wohl verloren war, zu einer erfolgreichen Remis-Reklamation nutzte. IM Javier Moreno Carnero, der zweite spanische SFK-Debutant, kämpfte in einem schwerblütigen Königsinder verbissen um Ausgleich, konnte sich aber erst durch die Hergabe einer Figur für drei Bauern vom Druck befreien. Seine "Schwingerchancen" wurden jedoch nach umsichtiger Verteidigung des Gegners durch einen vernichtenden Gegenstoß widerlegt.

Den Schlusspunkt setzte IM Sebastian Siebrecht, der gegen GM John Emms nach Ansicht der Fachleute schon früh in positionellen Nachteil geriet. Als er dann in ein Turmendspiel abwickelte, glaubten die SFK-Fans an ein Remis, doch die konsequente Endspielführung seines englischen Gegners ließ keinen Ausweg zu.

Auch im parallel ausgetragenen Kampf zwischen Porz und Wattenscheid leistete der Außenseiter aus dem Revier lange Zeit erbitterten Widerstand. Durch einen schön herausgespielten Sieg von GM Alexander Rustemov über GM Alexander Graf ging Wattenscheid sogar in Führung. Auch GM Christopher Lutz kämpfte gegen GM Bartlomiej Macieja mit einem Minusbauern mit dem Rücken zur Wand. Als er nach zäher, fast 7stündiger Verteidigung das Remis unter Dach und Fach hatte, stand der Sieg des Favoriten allerdings längst fest, denn an den hinteren fünf Brettern hatte sich die "ELO-Power" der Porzer bereits durchgesetzt. Lediglich GM Florian Handke kam noch zur Punkteteilung gegen GM Erik van den Doel, während die Partien von GM Leif Johannessen gegen GM Rafael Vaganjan, IM Ralf Appel gegen GM Curt Hansen, IM Frank Holzke gegen GM Friso Nijboer und FM Timo Sträter gegen GM John van der Wiel allesamt verloren gingen.

Willi Knebel / Bernd Rosen

 

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