Lucky Punch in letzter Sekunde
Geschrieben am 15.09.2025 von Bernd Rosen
SFK1 startet mit einem 4:4 gegen Mülheim Nord in die Saison
Wie schon im letzten Jahr spielten wir zum Saisonauftakt in der Oberliga gegen unseren "Reisepartner" Mülheim Nord II. Der kann am Anfang der Spielzeit noch aus dem Vollen schöpfen und war gegen uns daher vor allem an den vorderen Brettern deutlich favorisiert. Obwohl wir mit drei Spielern aus dem Kader von SFK II antreten mussten, hatten wir dafür an den hinteren Brettern ganz leichte ELO-Vorteile.
Der Kampf begann denkbar schlecht: Benjamin, der in der letzten Saison noch so zuverlässig gepunktet hatte, musste nach nicht mal 20 Zügen nach einem groben Fehler die Waffen strecken. Und es ging schlecht weiter: Jan landete aus der Eröffnung heraus, in der er einen Bauern geopfert hatte, in einem Turmendspiel, in dem er immer noch einen Bauern weniger hatte. Noel hatte ebenfalls einen Bauern geopfert, stand dafür aber riesig - und verlor erst den Faden und dann die Partie. Thomas wähnte sich - vielleicht zu Recht - im Vorteil, kassierte dann aber ein 2zügiges Matt. Dass der Kampf am Ende dennoch nicht verloren ging, haben wir vor allem unseren beiden Spitzenbrettern Timo und Lukas zu verdanken:
Zunächst konnte Jan sein miserables Turmendspiel halten, indem er alle Bauern am Damenflügel abtauschte und mit 2 gegen 3 Bauern am Königsflügel nichts mehr zu befürchten hatte. Danach willigte auch Marcus in die Punkteteilung ein, und es stand 1:4.
Ich wurde in der Eröffnung mit einem seltenen und mir unbekannten Abspiel konfrontiert, wo ich aber einen halbwegs stellungsgerechten Plan fand. Nach zu passivem Spiel meines Gegners erreichte ich eine Gewinnstellung und behielt auch nach einem Verzweiflungsopfer einigermaßen die Übersicht. Kurz nach der Zeitkontrolle erlaubt mein Gegner in totaler Verluststellung sogar die Mattsetzung: 2:4.
Timo spielte gegen Großmeister Daniel Hausrath eine bärenstarke Partie: Gegen die "hängenden Bauern" c4 und d4 erzwang er durch Mattdrohungen am Königsflügel den Damentausch, wonach die weißen Bauern zur Schwäche neigten. Nachdem er eine versteckte Verteidigung nicht gefunden hatte, landete der Mülheimer Großmeister schließlich in einem hoffnungslosen Endspiel, in dem Timo seinen freien c-Bauern zielstrebig zur Umwandlung führte: 3:4.
Damit schien der Kampf jedoch gelaufen, denn Lukas führte in der nebenstehenden Stellung die weißen Steine. Der Mehrbauer ist für Schwarz natürlich nicht zu verwerten - hierfür müsste Schwarz den Bf3 erobern, was schlechterdings unmöglich ist. Lukas hatte deshalb auch schon Remis angeboten, aber sein Gegner verspürte wohl noch eine gewisse Spielfreude. In den letzten rund 20 Zügen war schon viel hin und her gezogen worden, ohne dass ein Bauer sich bewegt hätte. In der Diagrammstellung zeigt sich dann, dass Schwarz die Partie zwar nicht gewinnen, sie aber immer noch verlieren kann. Und tatsächlich - nachdem der schwarze Springer erst vor wenigen Zügen nach h6 beordert worden war, begab er sich nun auf den Weg nach f6. Über welches Feld führt ihn der Weg dahin? Und warum wird er sein Bestimmungsfeld nie erreichen?
Richtig - nach Sg8?? Lc4+ eroberte Weiß erst den Springer und danach die schwarzen Bauern und gewann leicht. Ein dramatisches Ende eines ereignisreichen Mannschaftskampfes!
Nachstehend zwei Partien aus diesem Kampf und zahlreiche Fotos - Dankeschön dafür an Volker Gassmann!
Am kommenden Freitag wird der Autor dieser Zeilen ab 18 Uhr die interessantesten Momente aus diesem Mannschaftskampf in unserem Spiellokal am Demobrett beleuchten - Gäste herzlich willkommen!