SFK 1 gewinnt das 8-Punkte-Spiel

Geschrieben am 03.09.2023 von Bernd Rosen

Oberliga: SFK I besiegt SFK II mit 6,5:1,5

Erstmals in der Vereinsgeschichte sind wir mit zwei Mannschaften in der Oberliga vertreten. Das bedeutet: In jeder Runde sind 16 Brettpunkte zu vergeben - außer natürlich in der 1. Runde, da spielen wir gegeneinander, und jeder Punkt für die eine Seite fehlt der anderen. Und deshalb fällt der Jubel über den klaren 6,5:1,5 - Erfolg unserer Ersten entsprechend verhalten aus, denn die Tabellenführung für SFK I ist mit der Platzierung von SFK II teuer erkauft. Nun ja - dafür haben die Mathematiker wohl den Begriff "Nullsummenspiel" erfunden.

Im Vorfeld hatten die beiden Mannschaftsführer nur eine - selbstverständlich vollkomen legale - Absprache getroffen: Weil beide Teams nur über 7 Stammspieler verfügten, kamen an Brett 8 zwei Nachwuchsspieler aus unteren Mannschaften zum Einsatz, um die Ersatzspieler aus SFK III zu schonen. Andernfalls hätten wir dort womöglich das Seniorenduell Erich (91) gegen Willy (90) gesehen, das uns vermutlich für alle Zeiten einen Eintrag im Guinness-Buch der Rekorde eingetragen hätte: 181 Jahre an einem Brett der 3. Liga in einem Sportwettbewerb - das dürfte schwer zu toppen sein.

Statt dessen kam am 8. Brett Daniel Klaus für SFK I zum Einsatz, und der stellte vermutlich ebenfalls einen Rekord auf: Dass ein Spieler mit ELO 1299 in der Oberliga mit einem Sieg debütiert, dürfte auch nicht alle Tage vorkommen!

Doch der Reihe nach: Timo und Armin spielten ein paar Züge in der französischen Abtauschvariante herunter - Remis nach nicht mal einer halben Stunde. Danach ging es aber Schlag auf Schlag:

  • Volker hatte nicht mit mir als Gegner gerechnet und spielte unvorbereitet eine ohnehin schwierige Variante, in der er eine unglückliche "Neuerung" am Brett erdachte. Nach einem nicht allzu schwierig zu berechnenden Qualitätsopfer landete der schwarze König auf f6 - kurz darauf musste Volker wenig überraschend die Segel streichen. 0,5:1,5

  • Daniel profitierte in der französischen Abtauschvariante von einer Eröffnungsidee, die ihm Timo mal gezeigt hatte. Er glich zunächst problemlos aus und fand dann einen schönen Weg, den weißen König anzugreifen, der ihm erst die Qualität und wenig später auch den ganzen Punkt einbrachte. 0,5 : 2,5

  • Unser Jüngster ist Mykola, der völlig verdient zum Stammspieler aufstieg (und an Brett 8 vermutlich noch immer deutlich zu tief eingesetzt ist). Gegen den erfahrenen Bernd Dahm spielte er mit den schwarzen Steinen ein klassisches Damengambit mit leichter Hand herunter und ließ Bernd nicht den Hauch einer Chance. 0,5:3,5

  • Am Spitzenbrett hatte Sebastian gegen Marcus eine sehr ungewöhnliche Aufstellung gewählt, indem er einen Bauern auf c5 mit Le3, später auch c3 und b4 verteidigte. Marcus hatte dafür naturgemäß sehr viel Spiel, besaß lange Zeit sehr gute Kompensation, um dann nach einem taktischen Versehen trotzdem den Kürzeren zu ziehen. 0,5:4,5

  • Bosko hatte gegen Yakub schon früh einen super-bequemen Benoni auf dem Brett. In einer Stellung mit Damen plus ungleichfarbigen Läufern leistete Yakub aber heroischen Widerstand. Am Ende fand Bosko keine bessere Lösung als seinen Läufer gegen einige weiße Bauern zu geben. Der gemeinsamen Analyse zufolge wäre auch das aber nur Remis gewesen, wenn Yakub den richtigen Weg gefunden hätte. Sie hören es schon am übermäßigen Gebrauch des Konjuktivs - die Bauern machten das Rennen, und auch hier gab es einen ganzen Punkt für SFK I. 0,5:5,5

  • Im Duell der beiden Martins kam die ehrgeizige Rubinsteinvariante aufs Brett. Ich habe mal gelernt, dass Schwarz hier vermeiden sollte, dass der weiße Lg2 auf c6 reinhaut und Schwarz einen hässlichen Doppelbauern in der c-Linie verpasst. Die beiden Martins haben das aber nicht gewusst - und wahrscheinlich haben die Engines längst herausgefunden, dass mein Buchwissen von früher direkt in den Abgrund führt. In der Partie hat "unser" Martin jedenfalls eine überlegene Strellung erreicht, irgendwo zwei Bauern eingesammelt, und weil er im Mittelspiel keinen zwingenden Weg zum Gewinn fand, hat er mit den beiden Mehrbauern halt im Endspiel den vollen Punkt gemacht. Dauert zwar länger, zählt deshalb aber trotzdem als ganzer Punkt. 0,5:6,5

  • Als ich schon glaubte, dass SFK II an diesem Tag auch noch die letzte Pertie verlieren würde (denn unser Newcomer Lasse stand schon ab Zug 10 nahe am Gewinn), da trat der Super-Jan auf den Plan: Mit unermüdlicher Ausdauer fand er in scheinbar ausweglosen Situationen immer wieder neue Möglichkeiten, noch weiter zu spielen. Und Lasse fand irgendwie nie den Weg, das schwarze Gegenspiel zu neutralisieren. Am Ende zwang Jan die weißen Steine in völlige Passivität und gewann noch klar. Endstand: 1,5 : 6,5

Bei diesem Ergebnis stellt sich natürlich die Frage, ob SFK I so stark ist (wovon wir selbstredend fest überzeugt sind!), oder ob SFK II so schwach ist (glaubt das ruhig, zukünftige Gegner!). Ich persönlich bin ausschließlich der streng wissenschaftlichen Betrachtungsweise verpflichtet, und stelle mathematisch unumstößlich eine einfache Überlegung an: SFK II wird in dieser Saison eine feste Brettpunktzahl von X erreichen, und je weniger Punkte davon gegen SFK I verschenkt wurden, um so mehr Punkte bleiben für die übrigen Mannschaftskämpfe übrig! In  diesem Sinne: Auf eine erfolgreiche Spielzeit für unsere beiden Oberliga-Mannschaften!

Zurück