SFK-11 in Untergrombach
Geschrieben am 26.01.2022 von Timo Küppers
Große Katernberger Delegation beim Schachopen in Untergrombach
Obwohl Corona fast alle sportlichen Ereignisse lahmgelegt hat, fand in dem beschaulichen Ort Untergrombach (Baden-Württemberg) vom 04.-08. Januar doch tatsächlich ein Schach-Open statt. Diese Chance haben wir natürlich nur zu gern ergriffen und sind mit einer 12-Köpfe großen Gruppe (11 Spieler plus Trainer) angereist. Zu betonen ist hier vor allem das großartige Engagement der Organisatoren, die unermüdlich an der sicheren Durchführung des Turniers festhielten und sich trotz des Regelwustes der Behörden nicht haben entmutigen lassen. Unser Dank gilt dem gesamten Organisationsteam.
Jan D., Lukas S., Nikita, Lasse, Noel, Nils und Jan L. spielten im A-Open, während Daniel, Lukas R., Ole und Lukas L. im B-Turnier antraten. Besonders dabei hervorzuheben sind dabei unsere Neumitglieder Jan und Lukas Lüersen. Während das Turnier für Jan die erste Partie nach einer sehr langen Auszeit vom Turnierschach bedeutete, spielte Lukas in diesem Turnier seine ersten Langzeitpartien überhaupt! Doch auch für Ole bedeutete dieses Turnier die erste Partie außerhalb eines Mannschaftskampfes. Vervollständigt wurde die Gruppe von Ihrem Berichterstatter, wobei ich dieses Mal nicht selbst am Brett tätig wurde, sondern mich stattdessen mit der Arbeit „hinter dem Brett“ begnügte.
Das Turnier startete aus Katernberger Sicht fulminant! Wir holten 8 von 11 möglichen Punkten in der ersten Runde, wobei sich das Ergebnis durch viele Siege gegen teils deutlich stärkere Gegner mehr als sehen lassen konnte. Gleich mehrere Partien stachen dabei heraus. Lasse konnte mit guter Vorbereitung und überlegener Spielführung einen Gegner niederringen, der selbst FIDE-Meister ist! Jan L., welcher sich wegen seiner mangelnden Praxis in der letzten Zeit keine großen Chancen ausgerechnet hatte, schlug direkt zum Auftakt einen etwa 400 Punkte stärkeren Gegner! Ebenso erfreulich war der erste Sieg in der allerersten Turnierpartie von Lukas L., die er nahezu fehlerfrei spielte. Die absolute Sensation hatte aber Noel auf dem Brett. Er wurde in der ersten Runde gegen die Nummer neun der Setzliste gepaart, einen FM mit 2300 ELO. Mit dem Laufe der Zeit wurde Noels Stellung immer besser, bis hin zu einer Gewinnstellung. Doch zum Schluss machte sich der Zeitmodus bemerkbar. In dem Turnier gab kein Inkrement und der Gegner zog schneller, als die Polizei erlaubt, und so verlor Noel zum Schluss leider erst die Übersicht und dann doch noch die Partie. Schade! Nichtdestotrotz ließen wir den Abend mit gutem Essen, Analysen und Vorbereitung der nächsten Partien ausgeklingen.
Am zweiten Tag stand nun die erste Doppelrunde an, eine ziemliche kraft- und energieraubende Angelegenheit. In der zweiten Runde konnten die Katernberger erneut ein großartiges Gesamtergebnis rausholen: 7 Punkte aus 11 Partien, wobei unter anderem Nikita, Lasse, Nils und Lukas L. gegen stärkere Gegner Remis halten konnten. In der dritten Runde ließ die Energie jedoch langsam nach. Viele Partien fanden leider durch teils einzügige Patzer ein abruptes Ende. Umso verständlicher ist daher das schnelle Remis zwischen Lukas S. und Jan D., was nur das erste von mehreren internen Duellen sein sollte. Doch die Runde beinhaltete auch erfreuliche Aspekte. Lukas R. konnte seinen dritten Sieg in Folge einfahren und spielte dadurch nun ganz vorne im B-Open mit. Daniel, der mit einem großen Schweizer Gambit ins Turnier gestartet war, konnte zum ersten Mal eine 1 eintragen und diese sollte nicht die letzte sein, doch dazu später mehr.
Die folgenden drei Runden brachten sehr unterschiedliche Ergebnisse. Im B-Open konnten sich Lukas R. und Ole mit weiter guten Leistungen an der Spitze des Turniers festsetzen. Vor der letzten Runde stand Lukas R. bei 5 und Ole bei 4,5 Punkten aus 6 Runden. Für beide eine tolle Leistung bis dahin. Ole war noch ohne Niederlage, hatte aber auch schon drei Mal in die Punkteteilung einwilligen müssen. Lukas R. hatte dieses Problem noch nicht. Er konnte bis auf eine alle Partien souverän gewinnen, da er in seinen Partien für seine Gegner immer eine taktisch starke Antwort parat hatte. Die einzige Partie die leider verloren ging war in Runde vier. In dieser spielte Lukas gegen den späteren Sieger des B-Opens mit Weiß und eröffnete mit dem abenteuerlichen Zug 1.Sh3??! (ich kann allen von diesem Zug nur abraten). Trotz der so genannten „Ammoniak-Eröffnung“ (Dieser Name beruhr auf der chemischen Summenformel für Ammoniak, NH3) konnte Lukas eine gute Stellung herausspielen, verpasste später aber zunächst die Chance auf Vorteil und am Ende auch den Ausgleich, wie es leider so oft im Schach passiert.
Daniel setzte nun zum Siegeszug an und gewann alle drei weiteren Partien. Darunter war auch das zweite Katernberger Duell gegen Lukas L., in welchem sich Daniel am Ende nach langem Kampf mit vielen interessanten Plänen und Manövern von beiden Seiten durchsetzen konnte.
Im A-Open lief es dagegen etwas durchwachsener, es schien ein wenig das Tempo bei allen verloren zu sein. Nils, Lasse, Nikita, Noel und Jan D. bewegten sich immer etwa im Rahmen bis leicht über ihrer Leistungserwartung. Remisen gegen stärkere Gegner, wechselten sich mit Remisen gegen gleich starke ebenso oft ab, wie Niederlagen gegen stärkere Gegner und „Pflichtsiege“ gegen vermeintlich schwächere Gegner. So war auf der einen Seite in vielen Partien, in welchen sie sich nicht selbst für ihre Leistung belohnt haben, noch mehr drin gewesen, auf der anderen Seite gab es aber auch so manche heiklen Situationen am Brett zu überstehen, in welchen das Glück auf unserer Seite war. Nennenswert ist an dieser Stelle noch das insgesamt dritte Katernberger Duell zwischen Nikita und Lasse in der vierten Runde. Dieses konnte Nikita mit einer starken Partie für sich entscheiden.
Von der obigen Tendenz der anderen im A-Open konnte sich Lukas S. jedoch etwas befreien. Lukas spielte ein gutes Turnier und konnte mit sich mit seinen weiteren „Pflichtsiegen“ bis zur Runde 5 an Brett 3 vorkämpfen. In dieser Runde saß ihm jedoch eine starke Gegnerin gegenüber, deren Name inzwischen schon häufig durch die Schachpresse rauf und runtergelaufen ist: Die spätere Turniersiegerin Eline Roebers. In ihrer Partie erreichten beide zügig theoretisch unerforschtes Gebiet in einer schottischen Partie mit einer angesichts der entgegengesetzten Rochaden sehr scharfen Stellung. Bezeichnend für diese verrückte Stellung ist auch der Umstand, dass Lukas ausgerechnet durch die Rochade die Partie eínstellte, weil ihm in einer Variante ein folgenschwerer Rechenfehler unterlief. Die Partie mit den Kommentaren von Lukas finden Sie unten zum Nachspielen.
So ergab sich vor der letzten Runde folgende Ausgangssituation: Besonders spannend war es im B-Open. In diesem stand seit der 6. Runde der Sieger mit Bayastan Sydykov zwar schon fest, doch dahinter war für unsere Jungs noch alles möglich. Lukas R. an Brett 2, Ole an Brett 3 und Daniel an Brett 4 kämpften um das Podiumsplätze. Durch zwei Remisen an den beiden vorderen Brettern wurde das Podium mit Lukas R. auf Platz 2 (5,5 Punkte) und Ole (5 Punkte) auf Platz 3 komplettiert. Daniel schaffte es sogar, auch seine letzte Partie zu gewinnen und kam ebenfalls auf 5 Punkte am Ende. Hierbei machte sich aber sein "Schweizer Gambit" nun doch bei der Feinwertung bemerkbar, sodass Daniel „nur“ auf einem guten 7.Platz kam.
Lukas L. hat im ganzen Verlauf des Turniers gezeigt, was für ein Talent in ihm steckt. Nach seiner starken ersten Partie konnte er auch in den darauffolgenden Runden immer wieder mit guten Ideen und Stellungen auftrumpfen. Zum Ende hin hat sich bei ihm aber immer mehr die fehlende Turnierpraxis gezeigt, weshalb er leider auch in guten Stellungen manchmal noch ausgekontert wurde. Nichtsdestotrotz stehen nach dem ersten Turnier 2 Punkte und eine Einstiegs DWZ von 1162 zu Buche.
Im A-Open gab es aber ebenso noch eine Chance auf einen Platz ganz vorne. Lukas S. konnte nach seiner Niederlage in Runde 5 direkt zurückschlagen und hätte mit einem weiteren Sieg unter die Top 5 kommen können. Nach langem Kampf endete seine Partie jedoch Remis, womit Lukas S. mit 5 Punkten auf Platz 10 landete. Auch Jan L. erreichte in einer wilden Partie nochmal ein Remis, womit er sein Turnier noch mit einem positiven Endergebnis beenden konnte.
Insgesamt haben alle gutes Schach gezeigt, was sich auch in den Tabellenplätzen ablesen lässt. Viele von uns konnten nicht nur ein paar Plätze über ihren Setzlistenplatz das Turnier abschließen, sondern auch noch ein paar ELO- und DWZ Punkte mit zurück nach Essen nehmen. Abschließend können wir sagen, dass eine gemeinsame Turnierfahrt zu mehreren immer ein tolles Ereignis ist. Das gemeinsame Konzentrieren auf das Schachliche ermöglicht es selbst in der Pandemie die weltlichen Sorgen auszublenden und die Aufmerksamkeit nur auf das Geschehen auf den 64 Feldern zu richten.