Wieder (nur) Dritter

Geschrieben am 02.09.2025 von Bernd Rosen

SFK erreicht Rang 3 im Finale des NRW-Pokals

Der Traum, nach 2021 und 2022 wieder einmal ins Finale des NRW-Mannschaftspokals einzuziehen und damit auch am Wettbewerb auf deutscher Ebene teilzunehmen, hat sich leider nicht erfüllt: In der Finalrunde, die von Gastgeber (und Titelverteidiger) Erkenschwick vorbildlich ausgerichtet wurde, wurde uns mit Bünde zwar die nominell schwächste Mannschaft zugelost, aber der Kampf ging dennoch mit 3:1 verloren. Dabei gingen ausgerechnet die beiden Weißpartien von Lukas Schimnatkowski und mir verloren, Timo Küppers und Jan Dette mussten sich mit Remisen begnügen.

Kleiner Trost: Im Spiel um den dritten Platz konnten wir den Lokalrivalen Werden überraschend deutlich mit 3,5:0,5 in die Schranken weisen. Überraschend deshalb, weil Werden den Kader zur neuen Saison mit einigen spielstarken Aktiven verstärkt hat, die das Team auch recht souverän in die Runde der letzten vier gebracht hatten. Doch nach souveränen Weißsiegen von Sebastian Siebrecht und Bernd Rosen, einer hart erkämpften Punkteteilung von Lukas Schimnatkowski und einem nur am Ende glücklichen Sieg von Timo Küppers gewannen wir das Stadtduell letztlich klar.

Hier noch ein detaillierter Blick auf den Verlauf dieser beiden Kämpfe:

SFK - Bünde 1:3

Jan spielte gegen den IM Carsten Pieper-Emden, der etwas enttäuscht war, dass Thomas Wessendorf bei uns nicht mitspielte, mit dem er vor vielen Jahren gemeinsam in der Sportförderkompanie der Bundeswehr war. Doch Thomas hatte sich für dieses Wochenende wegen eines längerfristig geplanten Urlaubs schon frühzeitig abgemeldet. Mit den schwarzen Steinen erreichte Jan schnell eine bequeme Stellung gegen einen weißen Isolani. Als jedoch ein weißer Springer in seinem Lager auftauchte, erhielt Weiß genügend Gegenspiel, die Punkteteilung war die logische Folge.

Timo stellte nach der Partie fest, dass er schon im zehnten Zug im Zentrum den falschen Bauern vorgeschoben hatte, wonach er eine sehr unbequeme Stellung mit zeitweisem Minusbauer verteidigen musste. Die einzige Unachtsamkeit des Gegners konnte er aber dann zu einer Vereinfachung nutzen, nach der die Stellung nicht mehr zu gewinnen war.

Ich selbst war eigentlich zufrieden damit, den Gegner in eine Stellung gelockt zu haben, die am ehesten einem sizilianischen Drachen mit vertauschten Farben glich. Hier sorgte jedoch eine Mischung aus Unentschlossenheit, kleinen Fehlentscheidungen und einem groben positionellen Fehlgriff dazu, dass ich in einer sehr schlechten Stellung landete. Meine Hoffnung, die Kontrolle der offenen Linien würde mir mindestens ausreichendes Gegenspiel sichern, erwies sich nach einer Serie präziser Züge meines Gegners als Illusion, das Endspiel war dann nicht mehr zu verteidigen.

Bleibt die Partie von Lukas, der mit mutigem Spiel und einem starken Freibauern eine sehr aussichtsreiche Stellung erlangte, dabei aber einmal mehr extrem viel Zeit verbraucht hatte. Dadurch verspielte er erst seinen Vorteil und warf in Zeitnot auch noch das immer noch mögliche Remis weg. Sehen Sie selbst:

 

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Werden - SFK 0,5:3,5

Mit Sebastian an Brett 1 hatten die Werdener nicht gerechnet. Leider konnte er nicht früher starten und beide Kämpfe bestreiten. Trotz seiner fehlenden Turnierpraxis ist er immer noch ein Rückhalt an den vorderen Brettern. Gegen Alexei Litwak spielte er "wie ein alter Großmeister" (so sein eigener Kommentar nach der Partie): Aus einem ruhigen Damengambit entsteht eine Stellung, in der er gegen den Isolani d5 bequemes Spiel hat, da die schwarzfeldrigen Läufer und ein Springerpaar bereits getauscht sind. Irgendwann erobert er diesen Bauern, und es entsteht ein zähes Endspiel mit Damen und weißfeldrigen Läufern. Da keine Zentrumsbauern mehr vorhanden und die verbliebenen weißen Bauern weit vorgerückt sind, hat Schwarz einiges Gegenspiel mit seiner aktiven Dame. Aber Sebastian vermeidet das Dauerschach, vor allem weil seine zentralisierte Dame das Brett beherrscht. Irgendwann kann er dann den Damentausch erzwingen, und weil alle schwarzen Bauern auf der Farbe des Läufers festgelegt sind, dauert dieses Endspiel nur noch wenige Züge. Diese langwierige Partie war als letzte beendet, sah aber schon früh sehr vielversprechend aus.

Lukas vertraute gegen Jürgen Kaufeld auf den "Dragondorf" - eine Mischung aus der sizilianischen Najdorf- und der Drachenvariante. Hier erreichte Weiß mit einer giftigen Zugfolge eine optisch überlegene Stellung mit einem fürchterlichen Loch auf e6. Aber Lukas gelang es - vermutlich nicht ganz ohne Mithilfe seines Gegners - die Verteidigung mit Gegenspiel gegen den lang rochierten weißen König zu verbinden. Zwar konnte die weiße Dame in seine Stellung eindringen, aber da diese auf sich alleine gestellt war, reichte das nur zum Dauerschach.

Timo stand gegen Michael Coenen als Erster klar besser. Der hatte seinen Botwinnik-Aufbau mit dem Flügelvorstoß h4-h5 scheinbar scharf attackiert, aber weil Timos g-Bauer einfach nach g5 vorbeizog, ging das komplett ins Leere. Nach dem wohl aus Verzweiflung geborenen f2-f4 bescherte e5xf4 nicht nur seinem passiven Läufer auf g7 eine herrliche offene Diagonale, auch die e-Linie konnte Timo nutzen - und zudem stand auf g4 auch noch ein gedeckter schwarzer Freibauer. Doch nach einigen Ungenauigkeiten wurde die Stellung extrem unklar, plötzlich steuerte ein starker weißer Freibauer auf das Feld d8 zu, und die Partie drohte sogar verloren zu gehen. In beiderseitiger hochgradiger Zeitnot beging aber doch Weiß den letzten Fehler, indem er die Damen tauschte. Hier hatte Timo richtig berechnet, dass er den d-Bauern noch stoppen konnte.

Ich selbst durfte noch mal mit Weiß spielen und traf auf Gergely Mann, der zuletzt sehr erfolgreich spielte und seine ELO-Zahl auf über 2200 steigern konnte. Timo hatte mich gewarnt, dass er oft extrem gut vorbereitet ist. Insofern war ich froh, dass er bereits über seinen ersten Zug (nach meinem 1.c4) gute fünf Minuten nachdachte. Hier der weitere Verlauf dieser Partie:

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George Bernhard Shaw